eine Produktion von eva baumann tanz/produktionen
Choreografie: Eva Baumann
Musik: Klaus Janek
Licht: Laurenz Theinert
Stuttgarter Nachrichten 30.03.15 – Was hätte wohl Oskar dazu gesagt? Schlemmers Werk bleibt aktuell, wie derzeit die Performance „Tracing O.S.“ im Württembergischen Kunstverein zeigt. Gibt es eine größere Anerkennung für einen Künstler als die, dass fast ein Jahrhundert später junge Kollegen seine Ideen und Konzepte aufgreifen, um sie in ihre eigene Gegenwart weiter zu denken? Wohl kaum. Schade also, dass die Hauptperson nicht dabei sein konnte, als die Stuttgarter Tänzerin und Choreografin Eva Baumann am Freitag im Württembergischen Kunstverein Oskar Schlemmers Bühnen und Bewegungsideen in den Kontext heutiger Tanzästhetik stellte mit Hilfe des Lichtkünstlers Kurt Laurenz Theinert, des Bassisten Klaus Janek und der Objektkünstlerin Katrin Wittig. Mal abgesehen davon, dass Oskar Schlemmer vielleicht schlechte Erinnerungen an diesen Ort haben könnte: Im März 1933 schlossen die Nazis Schlemmers erste große Retrospektive im Kunstverein. Doch jetzt jagt hier ein Ballett bunter Lichtstreifen über eine Figur, die Schlemmers Scheibentänzer aus dem „Triadischen Ballett“ aufgreift und bringt ganz neues Leben in sie. Ein Wunder aus Licht, Farbe und Bewegung gelingt dem Team um Eva Baumann. Und so sehr Kostümobjekte an diesem Abend den Bewegungsradius des Tanzes einschränken werden, so sehr erweitert eine Choreografie des Lichts die Möglichkeiten: Ohne multimediale Referenz ist ein Vordenker wie Schlemmer im 21. Jahrhundert nicht denkbar, und Klaus Janek ver- fremdet die Klänge seines Basses am Computer entsprechend. Ganz spröde hat der Abend begonnen, drei Figuren in einem weißen, grauen und schwarzen Ganzkörperkostüm haben den Raum mit bedächtigen, roboterhaften Schritten vermessen, wie das auch in Schlemmers „BauhausTänzen“ passiert. Doch spätestens, als geometrische Lichtzeichnungen den Raum wie ein Netz durchspannen, pulsiert ganz neues Leben durch Schlemmers Kosmos. Dem Thema „Figur im Raum“ wollte Schlemmer treu bleiben, aber es zugleich ans Licht heben, in Farbe tauchen, es ins Imaginäre verstärken. Genau hier setzt die Performance „TracingO. S.“ an und macht auch Musik und vor allem Licht zum Tänzer. Erst grüne, dann bunte Blasen steigen auf, als Eva Baumann sich in einer Schaumstoffkugel einsperrt, dann durch den Raum kullert. Einer von vielen WowEffekten, die auch Oskar Schlemmer beeindruckt hätten.